Meeresbergbau

Meeresbergbau
Meeresbergbau,
 
Tiefseebergbau, mariner Erzbergbau, Teilbereich der Meerestechnik, der sich mit dem Abbau der auf dem Meeresboden lagernden Erzvorkommen in Form von Manganknollen, kobaltreichen Mangankrusten, kupfer- und zinkhaltigen Erzschlämmen sowie massiven Metallsulfiden befasst.
 
Voraussetzung für den Meeresbergbau ist die Erkundung (Prospektion) mariner Lagerstätten mittels geophysikalischer und meeresgeologischer Methoden, ferner besondere Formen der Probennahme sowie spezielle Förder-, Aufbereitungs- und Aufschlussmethoden.
 
Am weitesten fortgeschritten sind die Verfahren zur Gewinnung von Manganknollen und Erzschlämmen. Das Aufsammeln der Manganknollen erfolgt mithilfe eines Förderschiffes oder einer Plattform mit dynamischem Positionierungssystem und ausreichender Lagermöglichkeit sowie einem bis zum Tiefseeboden reichenden Hebesystem mit Baggerkopf. Bei einem der ersten erprobten Systeme, dem CLB-Verfahren (CLB Abkürzung für englisch continuouslinebucket), war eine Reihe von Baggerkübeln an einem Kabel angebracht, das von einem oder zwei Schiffen aus zirkulierte und die Knollen aufsammelte. Durchsetzen konnten sich jedoch Verfahren, bei denen die Knollen durch ein in der Regel aktives, selbstfahrendes Sammelgerät vom Boden aufgenommen beziehungsweise anstehende Erzschlämme abgesaugt und durch eine Rohrleitung mittels Unterwasserpumpen (Pumpliftverfahren) oder Luftinjektion (Airliftverfahren) an Bord des Förderschiffes gepumpt werden. Seit 1980 wird an einem Gewinnungsverfahren gearbeitet, bei dem mit unbemannten U-Booten (Shuttleprinzip) erzhaltige Knollen erkannt, aufgenommen und an die Oberfläche befördert werden. Noch kein Abbauverfahren gibt es für die kaminartig hoch ragenden massiven Metallsulfide, die als Ablagerungen hydrothermaler Lösungen entstehen.
 
Der Meeresbergbau metallreicher Tiefseesedimente wurde insbesondere Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre technische Wirklichkeit; für das Atlantis-II-Tief im Roten Meer konnte anhand von Förderversuchen und metallurgischen Tests in Pilotprojekten die Gewinnbarkeit von Zink, Kupfer und Silber gezeigt werden.
 
Eine Ausweitung des Meeresbergbaus ist gegenwärtig nicht zu erwarten; sie wird eingeschränkt durch die hohen Gewinnungskosten des Meeresbergbaus, die zurzeit geringen Metallpreise auf dem Weltmarkt und die wachsende Besorgnis um die möglichen negativen Auswirkungen des Meeresbergbaus auf die marine Umwelt.
 
Die im Dezember 1994 in Kraft getretene Seerechtskonvention betrachtet den Meeresboden und seine Ressourcen als »gemeinsames Erbe der Menschheit« und regelt auf dieser Grundlage alle Tätigkeiten zur Erforschung und Ausbeutung der Ressourcen dieses Gebiets. Zur Überwachung dieser Tätigkeiten ist eine internationale Meeresbodenbehörde eingerichtet worden. Alle Vertragsstaaten der Seerechtskonvention sind Mitglieder der Behörde. Jeder Vertragsstaat hat eine Stimme. Das Sekretariat hat internationalen Charakter und darf Weisungen von einer Regierung oder einer anderen Stelle außerhalb der Behörde weder einholen noch entgegennehmen.

Universal-Lexikon. 2012.

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